GBW/FLC zum Stand der Gewerkschaftsbeziehungen mit dem Land
Am Dienstag, den 4. November 2025, haben die Südtiroler repräsentativen Schulgewerkschaften den im September vorlunterzeichneten Landeskollektivvertrag zur Inflationsausgleichung 2022–2024 endgültig unterzeichnet. Vollzeitbeschäftigte Lehrkräfte erhalten dabei eine strukturelle Anpassung zwischen 4.000 und 5.942 Euro brutto pro Jahr, was einem Inflationsausgleich über drei Jahre von 12,7 % bis 16,9 % entspricht – gegenüber einem Kaufkraftverlust von etwas über 17 % (NIC-Index, ASTAT-Daten).
Stefano Barbacetto, Sekretär der AGB GBW, zeigt sich teilweise zufrieden: Der Inflationsausgleich sei zwar nicht vollständig, aber viele andere Berufsgruppen hätten keine Entschädigung in dieser Höhe erhalten.
Anders fällt hingegen die Beurteilung der CGIL zur aktuellen Phase der Gewerkschaftsbeziehungen im Südtiroler Schulwesen aus. Eine interne Befragung hat mit großer Mehrheit die Entscheidung bestätigt, die von der Landesregierung im Oktober vorgelegte „Absichtserklärung“ nicht zu unterzeichnen. Dieses Schreiben enthält nämlich sowohl die Weigerung von Landeshauptmann Kompatscher, mit den Gewerkschaften an den Verhandlungstisch zu treten, solange die spontanen Lehrerproteste andauern, als auch eine Kürzung der Finanzmittel, sollten sich die für Januar geplanten Verhandlungen über den Monat März hinaus.
Diese Auflagen – so Barbacetto – seien ein „Unikum“: In Rom verhandelt die Regierung auch dann mit den großen Gewerkschaften, wenn andere ihr Streikrecht ausüben, und die Dauer der Verhandlungen hängt nie allein von einer Seite ab. Barbacetto betont zudem, dass die aktuellen Proteste keine gewerkschaftliche Initiative seien, sich aber nahezu überall im Rahmen des Erlaubten bewegten: Unterricht anstelle von Schulausflügen zu halten, könne kaum als Arbeitsverweigerung gelten.
Der CGIL AGB hofft auf die Wiederaufnahme des Dialogs zwischen den Parteien ohne Diktat oder Ultimaten und ist der Ansicht, dass sich in Zeiten von Smartphones und sozialen Netzwerken sowohl die Gewerkschaften als auch die Politik dem Dialog mit spontanen Bewegungen öffnen müssen.



