Private Apotheken: Streik am 6. November
Auch die Südtiroler Apothekerinnen und Apotheker, die im privaten Sektor tätig sind, schließen sich der nationalen Mobilisierung an. In der Provinz Bozen sind etwa 400 Arbeitnehmer in diesem Sektor beschäftigt. Nachdem die Verhandlungen zur Erneuerung des im August 2024 auslaufenden nationalen Tarifvertrags gescheitert sind, haben FILCAMS/CGIL, FISASCAT/CISL UND UILTUCS/UIL gemeinsam die Arbeitnehmer zu Protestaktionen aufgerufen.
Die Verhandlungen wurden abgebrochen, weil Federfarma nicht bereit war, den Vorschlag der Gewerkschaften zur Anpassung der Löhne anzunehmen, und sich nur zu einer Bruttoerhöhung von insgesamt 180 Euro für die nächsten drei Jahre bereit erklärte. Nach Ansicht der Gewerkschaften ist dieser Vorschlag sowohl hinsichtlich der Höhe als auch hinsichtlich der besonderen Situation eines Sektors, in dem von Apothekerinnen und Apothekern immer mehr Spezialisierung verlangt wird, unzureichend.
Zu den geplanten Initiativen gehören eine nationale Versammlung für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (auch Nichtmitglieder) online am Montag, 27. Oktober, um 21 Uhr (https://www.youtube.com/live/ypCOPPBqpEw) und die Ausrufung eines nationalen Streiks der privaten Apotheken am 6. November 2025 von 00 bis 24 Uhr während der gesamten Arbeitsschicht.
Wie Ilaria Cagol von der Fachgewerkschaft für Handel und Dienstleistungen FILCAMS/CGIL erklärt, spielen Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter „eine zentrale Rolle für die Gesundheit und das Wohlergehen der Gemeinschaft. Wenn man die Inflation und die Preissteigerungen nicht berücksichtigt, läuft man Gefahr, die Qualität der Dienstleistungen und die Professionalität dieser Berufsgruppe zu beeinträchtigen. Eine Anpassung der Gehälter bedeutet auch, die Abwanderung hochqualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in andere Gebiete zu verhindern, in denen die wirtschaftliche Belastung besser kompensiert wird“. Die Gewerkschafterin verweist insbesondere auf die sozioökonomische Situation in der Provinz Bozen, wo die Lebenshaltungskosten schätzungsweise 20 bis 25 % über dem Durchschnitt liegen und wo die Löhne zwischen 2018 und 2023 nur um 11,8 % gestiegen sind, während die Lebenshaltungskosten um 20,3 % gestiegen sind: „Angesichts dessen ist es dringend notwendig, auch in Bezug auf die Vergütung und die gesetzlichen Bestimmungen die zentrale Rolle anzuerkennen, die das Apothekenpersonal täglich im Dienste der Gemeinschaft spielt.“ Tatsächlich vollzieht sich in diesem Sektor eine Entwicklung hin zu einer „Dienstleistungsapotheke“, in der Apotheker eine Reihe zusätzlicher Gesundheitsdienstleistungen anbieten, die weit über die traditionelle Abgabe von Medikamenten und die Beziehung zu den Patienten hinausgehen. „Sehr oft“, erklärt die Gewerkschafterin, „haben Apotheken fast die Funktion einer Gesundheitsstation, in der viele Menschen eine erste medizinische Beratung für kleine Alltagsbeschwerden suchen, da es immer schwieriger wird, sofortige Hilfe vom öffentlichen Gesundheitswesen zu erhalten, und das Vertrauensverhältnis zum eigenen Apotheker von grundlegender Bedeutung ist.“
Eine Beziehung zwischen Gewerkschaften und Apothekern, die in Bozen wie eine Neuheit klingt. Die Gewerkschaft Filcams in Bozen musste daher eine Beziehung zu den Beschäftigten der Branche aufbauen und nutzte dazu soziale Netzwerke und einen informativen Gruppenchat auf WhatsApp, der auch Nichtmitgliedern offensteht. Interessierte können sich unter folgenden Kontaktdaten melden: 340/9655323 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
„Wir sind der Meinung, dass der Sektor dringend gewerkschaftlich organisiert werden muss, um Forderungen und Rechte durchzusetzen. Wir fordern Respekt und Würde für diesen angesehenen Beruf, der einen unverzichtbaren Dienst für die Bürgerinnen und Bürger leistet. Wir rufen alle Apothekerinnen und Apotheker dazu auf, sich an den geplanten Protesten in Südtirol zu beteiligen“, schließt Cagol in einer Mitteilung.



